Hallo Welt, ich bin im Radio II: Strukturentwicklung (VS Hebbelplatz)

Schule: Volksschule Hebbelplatz; http://www.hebbelschule.at

Schulstufe: 1. Klasse und 3. Klasse Volksschule

Beteiligte LehrerInnen: Daniela Berger, Karoline Pistelok

 Projektziele:

  • Mehrere Radiobeiträge zu verschiedenen unterrichtsrelevanten Themen.
  • Erarbeitung einer Struktur zur medienpädagogischen Betreuung von Volksschulklassen im Bereich Sprach- & Kommunikationsförderung.
  • Stärkung kreativen Ausdrucks,
  • Auseinandersetzung mit dem Medium Radio/Podcast,
  • Förderung sprachlicher Ausdrucksfähigkeit.

Projektzeitraum: März 2015 – Juni 2015

Projektbeschreibung:

Das Aufnahmegerät ist im Fokus der Arbeit. Es motiviert die SchülerInnen zu erzählen und einen Ablauf einzuhalten. Das Kind hört sich selbst, erkennt seine Wortmeldung als Beitrag für ein Gesamtergebnis und kann seine eigene Sprachfähigkeit einschätzen. Außerdem dienen alle Sendungen den Eltern, LehrerInnen und anderen Interessierten zur Dokumentation des Projektes und des Lernfortschritt der Kinder. Auch die Kinder nehmen so ihre Lernfortschritte sehr deutlich wahr.

Ablauf:

Die Klasse wird in vier Kleingruppen unterteilt. In einem kleinen Raum neben der Klasse interviewen sich die Kinder zu verschiedenen Themen. Wichtig ist, dass die Themen möglichst unmittelbar sind, dass heißt für sie noch so verfügbar, dass sie sich spontan darüber unterhalten können.

 Der erste Audiobeitrag entsteht:

Die Medianauten sind das erste Mal da! Die Schülerinnen und KlassenlehrerinKaroline Pistelok erkunden das Aufnahmegerät und dessen Möglichkeiten. Die Kinder entscheiden sich spontan über „Halloween“ zu sprechen, das erst ein paar Tage vorbei ist. Einige sind begeistert bei der Sache, einige noch etwas zögerlich. Die Kinder fragen sich, was sie zu „Halloween“ gemacht haben, als was sie sich verkleidet haben und welche Naschereien die besten sind. Die Lehrerin freut sich: Viele Kinder sind kommunikativer als sonst. Als die Konzentration nachlässt beschließen wir, wie geplant in Kleingruppen weiterzuarbeiten. Was bei dieser ersten Arbeit entstanden ist, hört ihr jetzt:

 

Audiofile Halloween

Unser neuer Mitschüler

Die 1b hat einen neuen Schüler. Er heißt Julian und kommt aus einer anderen Klassen. Um ihn besser kennenzulernen haben ihn seine MitschülerInnen interviewt. Eine schöne Übung, um sich in eine andere Person einzufühlen und sich zu überlegen: Welche Fragen muss ich stellen, um die Informationen zu bekommen, die mich interessieren.

 

Audiofile Neuer Schüler

Buchstaben 

Mittlerweile hat die Klasse schon einige Buchstaben gelernt. Mit dem Aufnahmegerät hören die Kinder wie die Buchstaben klingen und mit einem Spiegel betrachten die SchülerInnen wie es aussieht, wenn man ihn ausspricht.

 

Audiofile: Welche Buchstaben kennen wir?

Die Klasse hat einen Geldkoffer bekommen. Jetzt rechnen sie mit Geld. Sie unterhalten sich, was Taschengeld ist und was man mit Geld kaufen kann.

Audiofile: Rechnen mit Geld

Im zweiten Semester geht es außer um das Interviewen der SchülerInnen untereinander, auch um Experteninterviews, das Beschreiben von Orten, Geschehnissen und Personen und das Aufnehmen von Geräuschen. Geplante Themen sind:

  • Spanische Hofreitschule
  • Spielebox
  • weitere Projekte werden nach dem Ausflugs- und Projektideen der Klasse geplant

Pädagogische Leitgedanken des Projektes

Ansätze aus der Spielpädagogik.

Spielpädagogik vermittelt lustvolles, lebendiges Lernen in der Gruppe.

Die Medianauten sehen Sprache als spielerisches Element um einander kennenzulernen, als Möglichkeit gemeinsam zu Entdecken, zu Erleben und sich darüber auszutauschen.

Zentrale Elemente:

  • offenes „Hineingehen“ in den Prozess als Trainer
  • Aufnehmen von Initiativen
  • gemeinsames Weiterentwickeln von Initiativen

Ansätze aus MarteMeo (Methode für Kommunikations- und Entwicklungsförderung)

Zentrale Elemente sind:

  • Das Wiederholen des Gesagten,
  • Das Großmachen des Gesagten.
  • Entwickeln von Struktur

Die Rolle des Vermittlers ist die eines zurückhaltenden Beobachters, „denn der Reiz des Spiels geht nicht vom Leiter aus, sondern vom Spiel selbst.“ (Hans Frör)

Seine Aufgaben sind:

 

  • passive Aufmerksamkeit
  • Benennen der Handlungen und des Gesagten
  • Wiederholen des Gesagten
  • Großmachen des Gesagten/ Gemachten

 

 

In diesem Radioprojekt hören die SchülerInnen das was sie gesagt haben auf (mind.) dreifache Weise:

  • wenn sie es selbst sagen in den Kopfhörern
  • wenn es der Trainer wiederholt
  • wenn sie es in der Sendung hören (und meistens wird die Sendung sehr oft von den Klassen gehört.)

 

Der positive Eindruck des Kindes ist nun:

 

  • Ich habe etwas zu sagen.
  • Ich kann etwas sagen.
  • Das was ich zu sagen habe ist ein wertvoller Beitrag für unsere Sendung.
  • Das wichtigste für jeden der eine Sprache neu erlernt ist Vertrauen in die eigene Kompetenz.

 

Umgang mit Fehlern:

 

Für die Lehrer ist es das größte Anliegen, dass ihre Schützlinge bald so gut wie möglich Deutsch sprechen, um in ihrer weiteren schulischen Laufbahn, nicht allzu lange „hinten nach“ zu sein. Die Medianauten sehen es als ihre Aufgabe, dass die Kinder Sprache als etwas schönes, spielerisches zu erleben. Fehler sind bei uns im wahrsten Sinne des Wortes „zweitrangig“. Sagt ein Kind: „Gestern Park gangen.“ sagen wir „ah, Park gangen“ und in der nächsten Wiederholung „Ah, du bist gestern in den Park gegangen.“ Wir sehen das so: Was das Kind sagt, ist grundsätzlich richtig. Es kann sich ausdrücken und jeder hat verstanden, was es gemacht hat. Es kann sich mitteilen. Das ist ein großer Schritt. Wenn wir in Italien mit einem Dreiwortsatz Pasta bestellen können, sind wir auch mächtig stolz darauf. Diese Freude würde nicht lange anhalten, würde der Cameriere uns darauf aufmerksam machen dass der Satz eigentlich anders lauten müsste. Daher darf unserer Meinung nach die grammatikalische oder inhaltliche Verbesserung erst an zweiter Stelle stehen – als Angebot sozusagen!

 

Technische Kompetenzen:

 

Es ist das Ziel dieses Projektes, dass jedes Kind, das Aufnahmegeräte bedienen kann, um es jederzeit in die Hand zu nehmen, wenn es etwas aufnehmen will. Wie ein Beitrag geschnitten wird, wird den Kindern in einer kurzen Vorführung in Kleingruppen gezeigt. Diese dauert solange die Aufmerksamkeit reicht. Im folgenden Jahr ist das Schreiben kleiner Berichte geplant, die mit Musik und Geräuschen unterlegt werden sollen. Diese sollen von den SchülerInnen unter Mithilfe der Medianauten selbst geschnitten werden.

Ausgangslage

Für eine großen Teil der SchülerInnen der Wiener Volksschulen ist Deutsch ihre Zweitsprache. Einige Kinder, so berichten viele VolksschullehrerInnen haben sogar gar keine Sprache. Diese Kinder beherrschen kaum Ihre Muttersprache und müssen schon eine zweite Sprache erlernen.

 

Sie kommunizieren zu Hause nicht oder nicht ausreichend, und zu selten in deutscher Sprache. Sie hören die deutsche Sprache zu wenig und wenden sie selbst kaum an. Feedback gibt es nur im Unterricht und das fällt aufgrund des zügig voranschreitenden Lehrplanes, der sich kaum an Kindern orientiert, die nicht der Unterrichtssprache mächtig sind, immer wieder negativ aus.

 

Um Sprache als etwas Positives zu erleben, braucht ein Mensch Erlebnisse in denen Sprache als etwas wertvolles erlebt wurde. Sprachkompetenz kann nur entwickeln, wer selbstbewusst und freudvoll mit Sprache umgehen kann – und vor allem spielerisch. Das ist die Grundvoraussetzung für positive Lernerfahrung und ein „grundlegendes Element unserer Kultur (…). Der Mensch ist ein Spieler – und ohne seine Lust und Fähigkeit zum Spielen hätten sich ganze Bereiche seiner Kultur nicht entwickelt….“. (Johan Huizinga)

 

Glücklicherweise bekommen viele Kinder diese Kompetenzen von Ihren privaten Bezugspersonen vermittelt. Aber aufgrund schwieriger familiärer Umstände und der turbulenten Geschichte mancher Familien ist das nicht für alle Kinder möglich.